Wein, Kunst und Kultur

Viele Prominente besuchten schon Sommerhausen

Vor 25 Jahren war Bundespräsident Roman Herzog mit Gattin Christiane zum ersten Mal in Sommerhausen

Aus dem Archiv des Bürgervereins
Zusammengestellt und geschrieben von Siegbert Fuchs

Schon viele prominente Persönlichkeiten waren in Sommerhausen.
Vor dem II.Weltkrieg, waren es die deutschen Größen des damaligen Films und Theaters, Dieter Borsche, Gustav Gründgens, Werner Krauß und der berühmte Maler Paul Klee.
Nach dem II.Weltkrieg die Schauspieler, Heinz Rühmann, Marianne Koch, Maria Schell, Karl-Heinz Böhm, Thomas Fritsch und Gerd Fröbe.
Berühmte Solisten und Musiker aus ganz Europa zeigten ihr Können im Rahmen des Sommerhäuser Rezitals im Bürgersaal des Rathauses.
Kabarettisten wie Dieter Hildebrand, Richard Rogler, Hans-Dieter Hüsch, Urban Priol, Dieter Nuhr, Michael Mittermeier traten im Bockshorn auf.
Politiker wie Bundespräsident Theodor Heuss, Ministerpräsident Franz-Josef Strauss, Umweltminister Klaus Täuber, Ministerpräsident Markus Söder und vor einigen Wochen Bischof Heinrich Bedford-Strohm, besuchten Sommerhausen.
Da fehlen noch viele, die erwähnt werden könnten. Es ist nicht übertrieben, dass es wohl wenig Orte in der Größenordnung von Sommerhausen gibt, die solch einen Zuspruch von Persönlichkeiten hatten. Doch diese goldene Zeit wird so schnell nicht wieder kommen. Zu sehr veränderte sich das Umfeld, auch in Sommerhausen. Verrückte und besondere Typen wie Luigi Malipiero, Veit Relin, Matthias Rebiskus, Bernhard Böttner und Irmingard von Freyberg es waren, gibt es nicht mehr. Die hätten heute keinen Platz mehr in unserer zu sehr angepassten Zeit, wo alles bestens reglementiert, aber wenig Freiraum für außergewöhnliche Menschen bietet. Die Erwähnten passten sich selten an, sie waren im Sinne der Bürger oft fragwürdig und skuril. Doch ihre Individualität setzte Zeichen und sorgte letztlich dafür, dass unser Sommerhausen berühmt wurde.

Erinnern wir uns nun an Bundespräsident Roman Herzog, der mit seiner Gattin Christiane vor 25 Jahren am 8.7.1995 in Sommerhausen weilte. Roman Herzog wurde vom Winzer Artur Steinmann eingeladen. Der Bundespräsident kam deshalb nach Sommerhausen, weil die Familie Steinmann für mukoviszidose kranke Kinder 30.000 DM sammelte. Nur ein Teil der Bevölkerung erfuhr von diesem hohen Besuch. Roman Herzog kam eine halbe Stunde zu früh, das war ihm aber recht, so konnte er locker und fast unerkannt durch das historische Sommerhausen schlendern. Vier bullige Security-Männer in dunklen Brillen, liefen auf Abstand hinter- und nebenher, schließlich galt es den hohen Staatsmann zu schützen. Vor wem, werden sich so mancher Bürger gefragt haben. In Sommerhausen wurde seit dem Bauernkrieg keiner mehr auf der Straße überfallen. Am Torturmtheater wartete der Bundespräsident auf seine Frau Christiane, die separat mit einer schwarzen Limousine anreiste. Kaum war sie ausgestiegen, schmetterten die Sommerhäuser Musikanten das Frankenlied, nicht die erwartete Bayernhymne, schließlich befand sich das prominente Paar nicht auf bayrischen, sondern auf fränkischen Boden. Der launige Kommentar des Bundespräsidenten: „Wenn man noch so müde ist, bei so einer deftigen Blasmusik wacht man auf“. Im Rathaus beim Empfang schwitzte auch der Bundespräsent, denn die Luft im Sitzungssaal war stickig. Man hätte vorher besser lüften sollen. Das störte den hohen Besuch aber nicht. Stattdessen war der Präsident zu Späßen aufgelegt, bevor er sich im Goldenen Buch eintrug. Er blickte während des Eintrags zur schweigenden Menge auf und sagte verschmitzt: „Jetzt schaun´s alle zu, vielleicht wollen sie wissen, ob ich schreiben kann“. Da lachten die Dabeistehenden. Bürgermeister Gerhard Oehler trat nun in Aktion, sprach einige wohlwollende Worte zu Roman Herzog und überreichte ihn die handtellergroße Pastoriusmedaille. Der Ministerpräsident freute sich sehr darüber und betonte: „Diese Medaille bekommt einen Ehrenplatz in München“. Veit Relin porträtierte noch am Nachmittag die Herzogs und lud beide in sein Torturmtheater ein. Von wegen einen Ehrenplatz, das Präsidentenpaar mischte sich in das Publikum und beklatschte die gelungene Aufführung der Komödie „Oleanna“. Das Stück gefiel den beiden, welches vom Konflikt eines Hochschulprofessors und einer Studentin handelte. Übrigens war der renomierte Staatsrechtler Roman Herzog mal Hochschulprofessor und Dozent an einer Universität.

Der Bundespräsident Roman Herzog, Frau Christine und Artur Steinmann im Torturmtheater (7.8.1995)
Der Bundespräsident Roman Herzog mit Gattin Christiane

und Artur Steinmann im Torturmtheater (7.8.1995)


Nach dem Theaterstück überreichte Lörchen, die gute Seele des Torturmtheaters, den beiden ein Glas Wasser, (wegen der Hitze gab es keinen Schoppen Wein) und meinte: „Es war wohl sehr heiß im Theater“. Roman Herzog erwiderte lächelnd, er habe schon schlimmeres erlebt. Nach dem Theaterbesuch marschierten die Herzogs inmitten einer überschaubaren Menschenmenge Richtung Plan zum Weingut Artur Steinmann. Dort kam der eigentliche Grund des Besuches zum Tragen. Artur Steinmann überreichte Christiane Herzog einen Scheck über 30.000 Mark für die Mukoviszidose-Hilfe. 200 geladene Gäste wohnten bei. Christiane Herzog bedankte sich für den Scheck und den schönen Tag in Sommerhausen. Das Geld bleibt in Franken, versprach sie. Zum einen werde damit Kindern mit der vererbbaren Stoffwechselkrankheit Kuraufenthalte ermöglicht, zum anderen gehe das Geld in die Forschung. Die Feierlichkeiten erreichten ihren Höhepunkt mit der Aufführung der Bamberger Symphoniker. Dazwischen rezitierte Veit Relin lustige Kinderverse. Artur Steinmann, der dieses Treffen mit Hilfe der Marktgemeinde bestens vorbereitete, strahlte bei seiner Rede und meinte, dass dieser Tag für ihn ein besonderer sei. Wir im Weingut Steinmann sind sehr glücklich darüber, dass Frau Herzog die Schirmherrschaft für unsere Aktion übernommen hat. Eindrucksvoll die Rede von Frau Herzog. Einige Passagen davon: „Kinder sind unsere Zukunft. Kinder bereichern unser Leben. Diese Einstellung hat uns dazu bewogen, für Familien etwas zu tun, denen das Schicksal besonders viel Kraft abfordert und die in besonderer Weise unser aller Unterstützung verdienen“. Angelika Relin sollte unbedingt auch erwähnt werden, denn sie wurde auf das Engagement von Christine Herzog aufmerksam. Es war die vertrauenerweckende, persönliche Art von Frau Herzog, welche unseren Entschluß bestätigte, so die Worte von Angelika Relin.

Das Weingut Artur Steinmann hatte seine Rieslingernte des Jahrganges 1993 für die Benefizaktion zur Verfügung gestellt. Für eine 1993er Spätlese hatte Veit Relin das Künstleretikett gestaltet. Es zeigt eine Kindergruppe aus der Zeit der Jahrhundertwende in der Tracht des Ochsenfurter Gaus. Aus dem Verkauf der Bocksbeutel spendete die Winzerfamilie Steinmann pro Flasche fünf Mark zugunsten der von der vererbbaren Stoffwechselkrankheit betroffenen Kinder. Ziel ist ein Reinerlös von 100.000 Mark. Dieser Erlös wurde später erreicht.

Im nächsten Mitteilungsblatt wird weiter aus dem Jahre 1995 berichtet.

Nach oben scrollen